Lehmfarben
Ratgeber


Lehm hat eine Jahrtausende alte Tradition als Baustoff. Ganz gleich ob Hütten und Paläste im Zweistromland oder Rathäuser und Kirchen in Europa, die Menschen wissen seit jeher den Lehm und seine Eigenschaften zu schätzen. Ein Drittel der Menschen auf der Welt leben heute noch in Lehmhäusern. Daher treten auch der Lehmverputz und die Lehmfarben schon früh in Erscheinung. Da sich viele Menschen heute wieder einem ökologisch nachhaltigen und gesunden Leben zuwenden, ist Lehmverputz und Lehmfarbe seit etwa 30 Jahren wieder stark im Kommen. In unserer kleinen Ratgeberreihe wollen wir Profis von Kain & Kogge einiges zur Lehmfarbe erzählen, damit Ihnen die Entscheidung leichter fällt. Wir selbst arbeiten auch sehr gern mit Lehmfarbe und wissen ihre Eigenschaften zu schätzen.

Was ist
Lehmfarbe?


Lehm findet sich als Ablagerung massenhaft an Berghängen, in Flussablagerungen oder in Lössgebieten und wird auch lokal bei uns in Deutschland abgebaut. Nass ist Lehm leicht formbar und glitschig, trocken wird er fest und hart und besitzt klebende Eigenschaften. Lehm wird ungebrannt oder gebrannt z.B. als Ziegel verwendet. Als Putz kann er auf vielen Baustoffen aufgetragen werden.

Lehmfarbe ist eine Art Derivat des Lehms, nur besonders sorgfältig zusammengestellt. Lehmfarbe lässt sich sogar selbst aus Lehm und z.B. Magerquark herstellen, wenn man viel Zeit und einige Kenntnisse besitzt. Doch für die meisten Menschen ist es sicher leichter, sich die Lehmfarbe entweder als fertige Farbe oder als Pulver zum Selbermischen zu kaufen. Als Pulver benötigt die Lehmfarbe keine Konservierungsmittel und ist auch etwas günstiger. Bei der fertig gemischten Lehmfarbe sollten die ökologisch interessierten Kunden jedoch auf die Inhaltsstoffe achten.

Was ist Lehmfarbe
Inhaltsstoffe der Lehmfarbe

Inhaltsstoffe
der Lehmfarbe


Lehm ist ein natürlich vorkommendes Gemisch aus Ton, Sand und mineralischen Sedimenten. Lehmfarbe dagegen ist ein Gemisch aus Tonmehlen, denen natürliche Bindemittel z.B. aus Eiweiß, Kreide, Cellulose und Kasein beigemischt wird. Lehmstreichputz ist ein flüssiger Lehm ähnlich der Lehmfarbe, dem jedoch noch grobkörnige Stoffe wie Marmorgranulat oder Sandkörner zugemischt werden.

Damit erzielt man eine Art Putz-Charakter, der recht malerisch wirken kann – aber nicht wirklich ein Putz ist. In der fertigen Lehmfarbe finden sich oft künstliche Konservierungsstoffe, die manchen gesunden Eigenschaften des Lehms zuwiderlaufen. Achten Sie auf rein biologische Konservierungsmittel in der Beschreibung. Wenn auf dem Eimer keine vollständigen Angaben stehen und der Händler nichts weiß, sollte man lieber die Finger davon lassen.

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Lehmfarbe ist
nachhaltig


Lehm ist ein Rohstoff, den es selbst in Deutschland in Hülle und Fülle gibt. In vielen Regionen wird Lehm abgebaut, so dass es kein Problem darstellt, den Lehm von einem regionalen Händler zu beziehen. Das spart viele Transportwege und schont die Umwelt. Alte Lehmfarbe oder Lehmputz kann sogar auf dem Komposthaufen entsorgt werden. Aber das ist gar nicht nötig, denn Lehm ist recyclebar. Wer Lehm für seinen Putz verwendet hat, kann ihn nach dem Austrocknen einfach wieder anfeuchten und ihn weiter benutzen.

Natürliche Inhaltsstoffe der Lehmfarbe

Das gemahlene Mehl aus verschiedenen Arten Ton dient als kräftiges Bindemittel in der Lehmfarbe. Dieser natürliche Inhaltsstoff bietet noch mehr Vorteile. Ton kommt in den verschiedensten Naturfarben vor und trägt daher von vornherein zur Färbung der Lehmfarbe bei. Zusammen mit anderen Pigmenten kann hier eine große Farbpalette von Beige über Ocker bis hin zu Blau- und Grau-Schattierungen entstehen. Die Hersteller nutzen die weiteren Inhaltsstoffe für ihre Anmischung. Porzellanerde, Kasein, pflanzliche Eiweiße, aber auch Kreide und Zellulosefasern bilden ein gesundes Gemisch im Lehm.

Lehmfarbe ist nachhaltig
Wohngesundheit und Brandsicherheit

Wohngesundheit und Brandsicherheit


Eine der wichtigsten Eigenschaften von Lehm ist seine Fähigkeit, Feuchtigkeit aufzunehmen und wieder abzugeben. Damit kann er das Raumklima sehr positiv balancieren und den Schimmel verhindern. Aber das nützt wenig, wenn sich unter der Lehmfarbe kein diffusionsoffener Putz befindet. Dann bringt die beste Lehmfarbe nur wenig. Sofern der Lehmfarbe keine Konservierungsstoffe beigemengt werden, setzt sie auch keine Ausdünstungen und Gerüche frei. Im Gegenteil, ohne künstliche Stoffe wirkt der Lehm antistatisch und fängt keine Schmutzpartikel ein. Damit sind auch Allergiker glücklich, die keinen Hausstaub vertragen. Dazu nehmen die Mineralstoffe Gerüche und Schadstoffpartikel auf und binden sie. Lehmfarbe hat aber noch einen weiteren Vorteil. Aufgrund ihres hohen mineralischen Anteils brennt sie genauso wenig wie Lehmputz und trägt damit zur Sicherheit beim Wohnen bei.

Lange Haltbarkeit

Lehmfarbe wirkt nicht nur dem Schimmel und dem Pilzbefall entgegen, sondern ist aufgrund ihrer mineralischen Bestandteile lange haltbar. Die mineralischen Bestandteile arbeiten gut mit Feuchtigkeit und Trockenheit. Wenn sie nicht durch mechanische Einflüsse abgerieben oder beschädigt wird, kann sie ein Zimmer über viele Jahre schmücken.

Kosten der
Lehmfarbe


Lehmfarbe ist nicht billig. Das liegt nicht daran, dass der Rohstoff so teuer wäre. Es hat viel mehr damit zu tun, dass sie eben nicht als Massenprodukt günstig hergestellt wird. Die Kosten für Lehmfarben liegen zwischen 10 € und 30 € für den Liter. Dabei sind die selbst angerührten Farben aus dem Pulver preiswerter. Zudem müssen sie weniger auf chemische Konservierungsmittel geprüft werden, die man in den Fertigmischungen oft findet. Dabei unterscheiden sich die Angaben für die Reichweite und damit den Preis für den ganzen Anstrich von Anbieter zu Anbieter. Hier vertraut man auf die Expertise des Malerbetriebs oder liest sich selbst durch die Beschreibungen. Bei der Berechnung müssen Sie allerdings bedenken, dass die Reichweite in m² in Bezug auf einen doppelten Anstrich gezählt werden, also eigentlich halbiert werden muss.

Die Deckkraft der Lehmfarben

Je nach Untergrund benötigt man meist zwei Anstriche oder sogar mehr, um eine gute Deckkraft zu erzielen. Jeder Fachbetrieb oder erfahrene Hobbyhandwerker wird vorher in einer Ecke die Saugfähigkeit des Untergrunds testen, um sich ein Bild zu machen, wie viele Schichten Lehmfarbe diese Wand benötigt.

Kosten der Lehmfarben
Belastbarkeit der Lehmfarben - bedingt wasserfest

Belastbarkeit der Lehmfarbe – bedingt wasserfest


Feuchtigkeit verträgt die Lehmfarbe gut, aber ständiges Spritzwasser kann sie beschädigen. Lehmfarbe ist im Prinzip wasserlöslich. Ab und zu ein Spritzer verdunstet und trocknet, ohne Spuren zu hinterlassen. Wenn aber ständig das Duschwasser gegen sie spritzt, gibt es Probleme. Lehmfarbe empfiehlt sich also nicht für Feuchträume. Wie gesagt wirkt Lehmfarbe feuchtigkeitsregulierend, doch wenn diese Feuchtigkeit mit 70% oder mehr längere Zeit hoch bleibt, kann auch die Lehmfarbe Schimmel bilden. Allerdings kann eine Schicht aus Silikatfarbe die Lehmfarbe schützen, wenn man sie trotzdem verwenden möchte.

Belastbarkeit – nicht sehr abriebfest

Mit der Lehmfarbe verhält es sich wie mit der Kalkfarbe und anderen Naturfarben. Ohne künstliche Dispersionsmittel reichen die natürlichen Bindemittel nicht aus, um dauerhaft vor Abrieb zu schützen. Wenn die Wand in entsprechenden Räumen stark belastet ist, wird die Lehmfarbe bald Spuren zeigen. So ist der Flur oder das Treppenhaus weniger gut geeignet, denn hier streifen die Bewohner oft an der Wand entlang. Dagegen kann Silikatfarbe helfen. Manche Anwender streichen die Wand in zwei verschiedenen Farben und verwenden im unteren Bereich eine abriebfeste Dispersionsfarbe.

Welchen Untergrund
für die Lehmfarbe?


Es macht durchaus Sinn, Lehmfarbe zur Renovierung zu verwenden, wenn man das Raumklima verbessern will. Zu diesem Zweck lässt sich die Lehmfarbe sogar auf eine festklebende Raufasertapete auftragen. Aufgrund der Eigenschaften der Farbe bleibt die Raufaserstruktur jedoch erhalten. Ansonsten empfehlen wir eher den Lehmstreichputz. Der Untergrund für die Lehmfarbe sollte möglichst trocken, fettfrei und in Maßen saugfähig sein. Damit fallen Untergründe schonmal aus, die einen alten Auftrag aus Latex- oder Kalkfarbe haben. Ölfarbe ist genauso wenig geeignet wie Kunststoff, sehr glatter Beton oder Metall.

Wenn ein Untergrund zu glatt ist, kann man ihn eventuell aufrauen. Frischer Putz sollte gut durchgetrocknet sein, bevor die Lehmfarbe aufgetragen wird. Falls es sich um Kalkputz handelt, sind bis zu vier Wochen sinnvoll. Wenn der Untergrund zu saugfähig oder zu glatt ist, kann man in vielen Fällen eine Grundierung aufbringen, die natürlich erst gut durchtrocknen muss. Ganz abgesehen von der Deckkraft, ist es bei normalen Putz sinnvoll, zunächst eine Grundierung aus einer um 20% verdünnten Lehmfarbe aufzutragen, um den Staub und den Puder zu binden. Bei reinem Gipsputz oder Gipskarton wird sogar eine richtige Grundierung z.B. auf Leimbasis nötig.

Welchen Untergrund für die Lehmfarbe?
Für welche Räume sind Lehmfarben geeignet?

Für welche Räume ist
die Lehmfarbe geeignet?


Grundsätzlich trägt die Lehmfarbe entscheidend zu einem gesunden Wohnklima bei. Damit ist sie im Prinzip für jeden Raum geeignet. Eine Ausnahme bilden, wie gesagt, die Feuchträume und Wände, an denen es naturgemäß zu einem starken Abrieb kommen kann. Im Kinderzimmer ist die Lehmfarbe in jedem Fall empfehlenswert, schon um möglichen Allergien vorzubeugen. Der Abrieb an der Wand hängt immer auch von der Art ab, wie das Zimmer möbliert ist. Ansonsten hilft im unteren Bereich eine Schicht mit einer ebenfalls natürlichen Silikatfarbe, die ohne eigene Färbung auskommt.

Im Wohnzimmer, Arbeitszimmer und selbst im Küche-Esszimmer Bereich lässt sich die Lehmfarbe sehr gut verwenden. Der Koch- und Spülbereich in der Küche wird ja schon bei den anderen Farben häufig mit einer Schutzschicht an der Wand versehen, weil hier das Spritzwasser und der heiße Dampf zur täglichen Routine gehören. Oft hängt es jedoch vom Einzelfall ab, wie ein Profi mit Erfahrung entscheiden würde. Dazu stehen Ihnen die Fachleute von Kain & Kogge natürlich gern zur Verfügung. Wenn Sie einen entsprechenden Auftrag erteilen, gehört dazu immer auch eine Analyse Ihrer Räumlichkeiten mit den dazugehörigen Empfehlungen.

Fazit: Warum sollte man sich für Lehmfarbe entscheiden?


Lehmfarbe überzeugt mit vielen gesunden Eigenschaften und ihrer häufig malerischen Erscheinungsform. Wer seinen ökologischen Anspruch zu einem Teil über den Geldbeutel stellen kann, wird sich gern für die Lehmfarbe entscheiden. Sie ist etwas schwerer zu verarbeiten als die normalen Farben, belohnt die Arbeit dann aber mit einem exzellenten Klima. Wir empfehlen jedem, der über die Lehmfarbe nachdenkt, sich vorher im Handel einige Wände mit Lehmfarbe zeigen zu lassen. Am besten jedoch wäre ein Besuch in einem Haus, in dem mit Lehmfarbe gestrichen wurde. Die wohltuende Atmosphäre eines Zimmers in Lehmfarbe sollte man erlebt haben, bevor man sich entscheidet.

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Fazit: Warum sollte man sich für Lehmfarbe entscheiden?

Häufige Fragen
zu Lehmfarben


Was sind die Vorteile der Lehmfarbe?

Lehmfarbe wirkt sich feuchtigkeitsregulierend auf das Raumklima aus, zieht keine Staubpartikel an und wirkt somit antiallergisch. Lehmfarbe kann sogar Gerüche binden und ist bei Beachtung der Inhaltsstoffe rein biologisch und nachhaltig.

Welche Nachteile hat die Lehmfarbe?

Sie ist teurer als “normale” Farbe und deckt nicht so gut. Sie ist nicht sehr abriebfest und empfindlich gegen häufiges Spritzwasser. Sie ist nicht in kräftigen Farben erhältlich.

Was ist der Unterschied zwischen Lehmfarbe, Lehmstreichputz und Lehmputz?

Lehmstreichputz wirkt durch beigemengte Marmorkörner und ähnliche Füllstoffe etwas kräftiger in der Struktur. Lehmputz dagegen ist dickflüssig wie anderer Putz und wird eher mit der Kelle aufgetragen. Lehmputz bildet die Grundlage für das gute Klima, denn seine Schicht ist mit mehreren Millimetern dick genug, um mehr Feuchtigkeit zu speichern.

Kann man die Lehmfarbe überstreichen?

Wenn man über die Lehmfarbe eine dünne Silikatschicht aufträgt, ist sie leicht zu übermalen. Vorher sollte sie eventuell mit einem feuchten Schwamm etwas geglättet werden.

Kann man Schäden im Lehmanstrich ausbessern?

Kleine Schäden kann man leicht ausbessern, indem man die Umgebung der Stelle anfeuchtet und dann mit sanftem Druck über die Macke verteilt. Für größere Stellen benötigt man mehr Lehmfarbe mit dem gleichen Farbton. Dann jedoch lässt sie sich leicht übermalen.

Für wie viele Quadratmeter reicht ein Liter Lehmfarbe?

Das unterscheidet sich je nach Art der Farbe und Hersteller. Generell kann man sagen, dass selbst angerührte Farbe besser deckt als fertige Farbe im Eimer. Sie ist auch preiswerter. Ein bekannter rein ökologisch arbeitender Hersteller nennt den Verbrauch von 1 kg für 8 m² Fläche bei einmaligem Anstrich.

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